Nordischer Klangrausch im MythenForum
Das Orchester Schwyz-Brunnen musizierte am letzten Samstag erstmals im neu eröffneten MythenForum, Die Erwartungen der sehr grossen Zuhörerschaft waren gleich in zweifacher Hinsicht gespannt. Im Vordergrund stand natürlich die Frage: Wird dieser Saal seine akustische Feuertaufe in einem reinen Orchesterkonzert mit Solisten bestehen? Die Antwort sei gleich vorweggenommen. Der Saal weist - vorausgesetzt die Lüftung bleibt ausgeschaltet - eine hervorragende Akustik auf. Auch der differenzierteste Orchesterklang bleibt in den fein abgestuften Klangfarben sowohl im Fortissimo- wie auch im Pianissimobereich bei wenig Nachhall transparent und wird - dies als Prognose - gerade auch für Solistenkonzerte, zu einem gesuchten Konzertsaal werden. Die zweite Erwartungshaltung betraf die Programmwahl. Stefan Albrecht ging das nicht leichte Wagnis ein, mit einem reinen Grieg-Konzert aufzuwarten. Wird es möglich sein, mit zwei so bekannten Werken wie den Peer-Gynt-Suiten und dem einzigen Klavierkonzert des Norwegers den Spannungsbogen nicht zu überdehnen? Was so leicht und vertraut ins Ohr geht, hat gerade in den Peer-Gynt-Suiten seine herausfordernden technischen wie interpretatorischen Tücken. Anderseits eignet sich Griegs spätromantische Musik mit ihrem eigenen, verhaltenen und dennoch zu Ausbrüchen unerwartet jäher Art versehenen nordischen Nationalkolorit besonders gut, die Spielfreude des Orchesters zu wecken. Die spürbar begeisternde Schlagtechnik des Dirigenten übertrug sich denn auch auf das sowohl präzis wie emotional kontrolliert mitgehende Orchester. Ueberraschend auch, wie "Solveigs Lied", "Ases Tod", "Anitras Tanz" und "In der Halle des Bergkönigs" gleich von ihrem gegensätzlichen Ansatz her richtig interpretiert wurden. Es war eine auch die Zuhörerschaft mitreissender Glanzleistung. Aehnliches ist von der Interpretation von Griegs Klavierkonzert in a-Moll e zu sagen. In Patrizio Mazzola und dem in allen Registern vorzüglich begleitenden Orchester fand es einen Interpreten, der über jene stupende Technik verfugt, um in die keineswegs leicht freizulegenden Tiefenschichten dieses mit vielerlei Anleihen aufgeladenen Werkes vorzustossen. Mazzola ging das Werk auf weite Strecken mit klar disponierendem, analytischen Verstand an und rettete es so vor dem diffusen, tastendonnernden Klanggemisch aus Schumann, Chopin und Dvorak, die in dieser Partitur unüberhörbar ebenfalls themenbestimmend sind. Die Gleichung zu der eher emotional vorantreibenden Interpretation Albrechts ging, nachdem man sich ergänzend gefunden hatte, trotz zu Teil unterschiedlicher Werkauffassungen, überraschen gut auf betörend hirneissende Spätromantik! Der begeisterte Applaus erforderte eine Zugabe von Chopin. Dr, J. Bättig; Neue Schwyzer Zeitung, 9.,6.1997. |