NSZ 19.4.1999
Ingenbohl:Konzert des Orchesters Schwyz-Brunnen Musik aus dem Osten
Musik aus dem Osten

Sehr eigenwillig zeigte sich am Sonntag das Orchester Schwyz-Brunnen. Zu hören waren ausschliesslich Werke östlicher Komponisten.

Am letzten Sonntag stellte das Orchester Schwyz-Brunnen unter der Leitung von Stefan Albrecht sein bis heute wohl eigenwilligstes Programm vor. Angesagt waren Kompositionen von Ferenc Farkas, Béla Bartók, Alexander Borodin und Nikolai Rimski-Korsakow; ausnahmslos Werke von ungarischen oder russischen Komponisten. Ein nach anfänglichem Zögern immer mehr begeisterungsfähiges Publikum verdankte in der vollbesetzten Pfarrkirche Ingenbohl dieses dennoch überraschend vielseitige Programm mit grossem Applaus.

Mit der «Partita all'ungaresca» von Ferenc Farkas zu Beginn wurde man nicht nur in den Reichtum ungarischer Volksmusik eingeführt. Es zeigte sich auch, wie inspirierend diese Tänze aus dem 16. Jahrhundert für einen Komponisten unserer Zeit sind, wenn mit Hilfe eines so hervorragend spielenden Streichorchesters die vielseitigen Aspekte der ungarischen Volksseele freigelegt wird.

Keine Klischees übermittelt

Dasselbe lässt sich auch von Bartóks «Rumänischen Volkstänzen» und ihrer hinreissend überzeugenden Interpretation sagen. Nirgends wurden nämlich blosse Klischees übermittelt und dennoch wurde die weite Skala dieser so typischen seelischen Empfindsamkeiten mit ihren zum Teil abrupten Stimmungswechseln wiedergegeben: Das schwermütig Volksliedhafte war hier ebenso abrufbar wie etwa der hinreissende, mit Piccicati durchspickte Tanz.

Alle Kompositionen zeichneten sich durch eine zum Teil exklusiv einmalige Instrumentationskunst aus. Begreiflich, dass nicht nur die vollen Register der Streicher und Bläser, sondern auch eine ganze Reihe hervorragender Solistinnen und Solisten gefordert waren.

Nach der Pause erklang zuerst Alexander Borodins «Steppenskizze aus Mittelasien», eine wegen ihrer Transparenz zum Teil extrem heikel zu spielende Komposition, die vor allem in den wunderschönen Soloeinlagen von Horn, Flöte und Englischhorn überzeugte.

50köpfiger Jugendchor

Eine Überraschung eigener Art war dann der Auftritt des gut 50köpfigen Chores, zusammengesetzt aus den Jugendchören von Schwyz, Brunnen und Muotathal. Die präzise Vorbereitung durch Erika Fässler ermöglichte es, dass die drei vorgetragenen Lieder nicht nur in reiner Intonation, sondern auch in russischer Originalsprache gesungen werden konnten.

Mit der «Sinfonietta über russische Themen» von Nikolai Rimski-Korsakow wurde das Konzert abgeschlossen.

JOSEPH BÄTTIG